Wuff. Das Cover-Foto der CD macht gleich neugierig. Eine hübsche bayerische Dackel-Dame mit wachen Augen lädt zu einer musikalischen Fahrt mit dem Renner Ensemble quer durch Bayern ein. In Bayreuth erwartet die Hörer der Matrosenchor von Richard Wagner, in Regensburg das Volkslied Als wir jüngst in Regensburg waren. Im kleinen Ort Erasbach in der Oberpfalz wird dem großen Opernreformer Christoph W. Gluck gehuldigt. Das oberbayerische Kloster Benediktbeuren grüßt mit einem Stück aus den Carmina Burana von Carl Orff. Auf das Schwabenland weist das Volkslied Horch, was kommt von draußen rein hin. Christian Heiß, seit einiger Zeit Domkapellmeister in Regensburg, hat es für Männerstimmen bearbeitet und nimmt dabei mit Augenzwinkern Anleihen bei Edvard Grieg. Und für die Franken hält das Renner Ensemble deren heimliche „Nationalhymne“ bereit: Wohlauf, die Luft geht frisch und rein. Altbewährtes also wie auch Es muß ein Sonntag g´wesn sein von Toni Sulzböck , Der Leberkas von Max Welcker oder Das Dampfnudl-Lied von Franz X. Engelhart auf höchstem Niveau dargeboten.
Was die neue CD des Renner Ensembles aber besonders auszeichnet, ist die Präsentation von bisher Unbekanntem in der bayerischen Kulturvielfalt. Dreizehn Ersteinspielungen sind vertreten, darunter das Soldatenlied von Richard Strauss, das bisher nur in Archiven schlummerte, oder auch der Teutsche Bardengesang, den der bayerische Hofkomponist Joseph Hartmann Stuntz zur Eröffnung der Walhalla 1842 komponiert hat. Der wunderbare Text des Wessobrunner Gebets, eines der frühesten Zeugnisse poetischer Dichtung in althochdeutscher Sprache, ist in einer Neuvertonung von Hans Pritschet, dem aktuellen Leiter des Renner Ensembles, zu hören. Extra für diese CD in Töne gesetzt hat Patrick Ehrich das Gedicht Ich sah einen hohen, schwarzen Wald von Emerenz Meier aus Waldkirchen-Schiefweg in Niederbayern, die neben Lena Christ als bedeutendste bayerische Volksdichterin gilt. Vor über hundert Jahren hat Joseph Renner jun. viele Volkslieder in ganz Bayern gesammelt, herausgegeben und einige auch selbst vierstimmig für gemischten Chor oder Männerchor gesetzt. Zwei davon, Mei Bua und Der Wendelstoa, hat das Renner Ensemble ausgewählt und erweist damit ihrem Namensgeber alle Ehre. Das sehr interessante Booklet hält viel Wissenswertes über die eingespielten Stücke bereit. Wer weiß schon, dass sich das Grab vom bedeutendsten Sänger des Mittelalters, Walther von der Vogelweide, im Lusamgärtchen neben dem Neumünster in Würzburg befindet und dass Josef G. Rheinberger über dessen Begräbnis eine Chorballade geschrieben hat? Auch die Übersetzung vieler bayrischer Ausdrücke ins Hochdeutsche dürfte das Hören erleichtern, besonders beim aberwitzigen Nasenmadrigal von Orlando di Lasso, in dem verschiedenste Nasenformen in bayrisch-fränkischem Dialekt beschrieben werden.
Am Ende der CD gibt es noch eine Überraschung. Nach der hehren Bayern-Hymne meldet sich die Dackel-Dame namens Brontë selbst zu Wort und fordert vehement eine Zugabe. Hat sie damit Erfolg?
Der Release der CD ist am 17.7. mit einem Verkaufspreis von 19,90€ (inkl. 1,90€ Versandkosten).