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Dr. Hans Pritschet

Hans Pritschet

Ich war Regensburger Domspatz von 1968 bis 1977.

Sehr gerne erinnere ich mich an die liturgischen Aufführungen im Regensburger Dom mit der Messe Papae Marcelli von Palestrina, der Messe in G von Rheinberger,  Denn er hat seinen Engeln von Mendelssohn Bartholdy, das Crucifixus von Lotti u.v.a. unter Leitung des damaligen Domkapellmeisters Georg Ratzinger. Einen bleibenden Eindruck haben die Konzertreisen nach Italien, Belgien, Niederlande, Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen hinterlassen. Viele Erinnerungen verbinden mich noch mit den „Quartier-Eltern“ in den verschiedenen Städten. Manche Gerüche wie die der Fischsuppe in Kopenhagen steigen zwischendurch wieder in die Nase, zumindest in meiner Einbildung. Als Knabenstimme war ich bei den Aufnahmen der Weihnachtslieder zusammen mit Ivan Rebroff dabei. Besonders gelungen sind die Archiv-Produktionen mit den Psalmen Davids von Heinrich Schütz und der Marienvesper von Claudio  Monteverdi unter der Leitung von Hanns-Martin Schneidt.

Neben der Bundeswehrzeit, die ich größtenteils  beim Heeresmusikkorps 4 in Regensburg verbrachte, startete ich eine Nebenkarriere als Rockmusiker. 1978 gewannen wir mit der Rockformation CRAMPLE die Goldene Triangel der Regensburger Zeitung Woche, einen sehr renommierten Preis im ostbayerischen Raum. Bei einer der launigen Bandbusfahrten zu Gigs überholte uns schon auch mal der eigene Zwillingsreifen. Die Qualität der Eigenkompositionen der Bandmitglieder sind auf den LPs Right in time (1979) und In your hand (1982) festgehalten.

Nach meinem Psychologie-Studium  legte ich an der Fachakademie für katholische Kirchenmusik und Musikerziehung in Regensburg die  Kirchenmusik-B-Prüfung (1987) und die zweite Staatliche Musiklehrerprüfung (1988) „mit Auszeichnung“ ab. Dort lernte ich auch den ehemaligen Domkapellmeister Roland Büchner in Chorleitung persönlich kennen und schätzen. Seit dieser Zeit verbindet uns eine herzliche Freundschaft. Ich weiß sehr  seine Unterstützung für das Renner Ensemble zu schätzen. Als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes  promovierte ich anschließend über das musikpsychologische Thema Wahrnehmung des Grundtons von Dreiklängen (1992). Ob die Versuchspersonen, die ich mit 2700 Tonhöhenabgleichungen in diesen Untersuchungen gequält habe, noch heute traumatisiert sind?

1986 hatte ich als Trompeter (mit dem größten Mundstück) bereits zusammen mit Kollegen das BlechBläserConsort Regensburg gegründet, ein Sextett, das gute und anspruchsvolle Musik aus allen Epochen spielt, egal ob weltliche oder geistliche, ob ernste oder unterhaltende,  teilweise in eigenen Arrangements. Beim Internationalen Blechbläserwettbewerb 1991 in Passau wurde uns das Prädikat „sehr gut” zugesprochen. Aus PR-Gründen gingen wir für das Cover unserer zweiten CD Bugler´s Holiday (2002)  sogar  mit Anzug, Fliege und Instrument in meinem Pool im Garten baden.

Die Liebe zur Gregorianik und ihrer Semiologie entdeckte ich als Sänger in der Choralschola ehemaliger Regensburger Domspatzen unter Leitung von Prof. Josef Kohlhäufl. Die anstrengenden Zusatzkurse bei Godehard Joppich und Luigi Agustoni machten sich bezahlt: 1988 erhielten wir den ersten Preis des Internationalen Chorwettbewerbs in Arezzo / Italien. 1996 wurde die wunderbare CD Psallite Deo Nostro veröffentlicht.

In Kursen für Alte Musik bei Joshua Rifkin und in Zell an der Pram ergänzte ich meine musikalischen Kenntnisse mit Grundlagen der historischen Aufführungspraxis. Diese konnte ich dann als Cembalist bei LA SFERA, dem Regensburger Ensemble für Alte Musik, umsetzen. 2009 erhielten wir den Kulturförderpreis  der Stadt Regensburg. Mit der CD PrimaSFERA – einmal Italien und zurück (2011) machten wir nicht nur uns selbst eine große Freude.

Noch heute bin ich meinem Kirchenchor in Mariä Himmelfahrt (Regensburg) dankbar, dass ich ihn seit 1979 dirigieren darf. Hier konnte ich meine ersten „Gehversuche“ in Chorleitung anstellen und meine Fertigkeiten ständig weiter ergänzen und erweitern. Mit dem Kammerchor VOKALETTA, den ich von 1998 bis 2011 leiten durfte, kam ich auf professionelles Terrain. Feinste Nuancen im Dirigat wurden von den Sängern und Sängerinnen in der Interpretation umgesetzt. In besonders lebhafter Erinnerung bleiben die Konzerte 2007 mit Werken der Barockkomponistin Isabella Leonarda im süddeutschen Raum und die Aufführung des Oratoriums Jefta und seine Tochter von Wolfgang Stockmeier in Ratibor. Prof. Bernhard Hofmann wurde auf mich aufmerksam und verpflichtete mich neben meinem Lehrauftrag im Fach Orgel ab 2005 als Mitarbeiter in seiner Abteilung Musikpädagogik an der Universität Regensburg u.a. das Fach Ensembleleitung zu lehren, später auch den Chor der Abteilung  zu leiten. Durch die Arbeit mit den Studierenden schärft sich seit Beginn dieser Lehrtätigkeit mein Blick auf dirigentische Qualitäten. In einigen Großkonzerten in Zusammenarbeit mit mehreren Chören und einem Orchester konnte ich sie laut Presse unter Beweis stellen: „Mit seiner präzise fordernden Zeichengebung leitet Hans Pritschet vom Dirigentenpult aus die beteiligten Kräfte und schweißt sie zur Einheit zusammen…“ (MZ, 30.11.2011).

Seit Frühjahr 2011 leite ich das Renner Ensemble. Fast alle Sänger sind ehemalige Regensburger Domspatzen. Ich kehre quasi nach 34 Jahren ins „Nest“ zurück. Wie nicht anders zu erwarten wird hier auf  höchstem Niveau und äußerst motiviert gesungen. Und das bedeutet für mich eine neue Herausforderung und eine noch intensivere Auslotung dirigentischer Feinheiten. Ich versuche die Sänger über alle musikalischen Klippen der Partitur und stilsicher durch alle Epochen zu führen, um meinem Ideal von musikalischer Interpretation nahe zu kommen: Die Musik soll den Zuhörer im wörtlichen Sinn ansprechen und emotional fesseln. Erste Kritiken bescheinigen dies: „Durchgehend fesselnd waren die klanglich homogene Intensität, die dynamische Feinarbeit und die außerordentlich gute Textverständlichkeit…“ (Der Neue Tag, 13.12.2011)